Das kleine WIR

zur Startseite

Ein vorrangiges Ziel unserer pädagogischen Arbeit ist der Aufbau guter, gesunder Beziehungen, sowohl der Kinder und Jugendlichen untereinander als auch zwischen den Mitarbeitenden und den jungen Menschen. In jeder Gruppe unserer Jugendhilfe soll ein Schutzraum geschaffen werden, in dem junge Menschen positive Beziehungserfahrungen machen können. Soziale Kompetenzen wie der respektvolle Umgang miteinander, Kompromissfähigkeit und Konfliktfähigkeit werden eingeübt.

Wie kann WIR-Gefühl stark werden?

Jedes Kind und jeder Jugendliche bringt aber ganz eigene Erfahrungen mit, wie soziales Miteinander gestaltet werden soll. Deshalb gibt es beim Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen oft herausfordernde Situationen: Einzelne fühlen sich ausgeschlossen, benachteiligt oder haben das Gefühl, zu kurz zu kommen. Es gibt Streit und das WIR-Gefühl der Gruppe leidet. Dann ist wichtig zu überlegen, wie das WIR-Gefühl wieder gestärkt werden kann.

In einer Wohngruppe gingen wir an mehreren Abenden gemeinsam dieser Frage nach: Wer oder was ist „das kleine WIR“? Angeregt durch ein Buch (siehe unten) half uns die Vorstellung: Das kleine WIR ist ein sympathisches grünes Tier, das überall dort auftaucht, wo Menschen in Beziehung zueinanderstehen. Das kleine WIR will jedoch gepflegt werden, denn es ist empfindsam: Gibt es in einer Gruppe Streit und Gemeinheiten, wird ihm schlecht. Dann wird es ganz klein und fühlt sich unwohl.

Jeder hilft, dass es dem WIR gut geht

In der Wohngruppe gab es tatsächlich viele Beleidigungen. Jede und jeder war nur noch auf sich und seinen Vorteil bedacht, niemand fühlte sich mehr richtig wohl. Anhand der Figur des kleinen WIR überlegten wir gemeinsam, was das WIR-Gefühl der Gruppe wieder stärkt und was das Gruppen-WIR braucht, damit es ihm gut geht und es groß wird. Ideen dafür waren: Gemeinsam schöne Sachen machen, sich gegenseitig helfen, ehrlich sein, zuhören, sich entschuldigen, Fehler zugeben, etwas teilen. Die Kinder sammelten auch, wovon dem kleinen WIR schlecht wird und was es schrumpfen lässt: Wenn man sich beleidigt, sich anlügt, etwas von jemandem kaputt macht, jemandem etwas wegnimmt.

Sie wollen künftig mehr darauf achten, dass es ihrem gemeinsamen WIR gut geht. Und tatsächlich sitzt nun in ihrer Gruppe ein sichtbares kleines WIR. So werden sie im Alltag daran erinnert: Jede und jeder kann etwas dafür tun, damit es dem WIR gut geht.

WIR - eine Chance für alle

WIR – ein kleines Wort mit drei Buchstaben und gleichzeitig eine große Chance: für Kinder und Jugendliche in der Jugendhilfe wie für alle Mitarbeitenden unserer Diakonie, das uns hilft, Zusammenhalt und Verbundenheit zu erfahren.

Katja Gänzle

Das kleine WIR

Die Grafik stammt aus dem Buch „Das kleine Wir“ von Daniela Kunkel (Carlsen Verlag, Hamburg, 2016). Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

Zurück