Dorothea Winarske leitet gemeinsam mit Tanja Müllerschön die Jugendhilfe Korntal. Auch jetzt werden dort rund 100 Kinder stationär betreut. Was beschäftigt die Verantwortlichen in der Krise? Wir haben nachgefragt.
Corona traf uns mit voller Wucht. Schnell galt es, Entscheidungen zu treffen, für die es keine Vorlage gab: Was ist zu tun bezüglich der Beschulung, die plötzlich in Wohngruppen stattfinden muss? Wie sind Kinder und Mitarbeitende wirksam vor Infektionen zu schützen? Wie können Kontaktbeschränkungen eingehalten werden? Es gab kaum konkrete Vorgaben von Behörden, aber dringenden Handlungsbedarf.
Hilflos und dankbar zugleich
Bis heute haben wir vieles regeln können. Dennoch bleibt der Eindruck: Für jede Lösung tauchen drei neue Probleme auf. Wir erleben beides gleichzeitig: Hilflosigkeit angesichts immer neuer Herausforderungen, die wir täglich bewältigen müssen. Dankbarkeit darüber, dass vieles gelingt und wir vor schlimmen Auswirkungen verschont geblieben sind.
Die Pandemie - auch Gottes Chance
Persönlich erlebe ich enorme Lernkurven. Alles fühlt sich doppelt so intensiv an wie zu normalen Zeiten: Täglich neue Situationen, Abstimmung mit Behörden, Kommunikation mit Mitarbeitenden, Entscheidungen oft nur auf dürftiger Grundlage.
Gleichzeitig empfinde ich bewusst Gottes Nähe. Corona sehe ich auch als Chance, sein Handeln neu zu erleben: Wenn meine Möglichkeiten kaum ausreichen, um für Sicherheit zu sorgen. Wenn meine Kraft begrenzt ist, weil auch mein Tag nur 24 Stunden hat. Wenn Fragen unbeantwortet bleiben, weil noch niemand eine Antwort hat. Dann erlebe ich seine Verheißung in unserer Ohnmacht besonders stark: „Gerade wenn du schwach bist, kann sich meine Kraft an dir besonders zeigen.“ (2. Korinther 12, 9)
Dank und Bitte für Unterstützung
Wir haben in der Jugendhilfe von vielen Seiten Hilfe erfahren. Dafür bedanke ich mich herzlich: für Gebetsunterstützung und Ermutigung; für die Anfertigung selbstgenähter Mund-Nasen-Masken; für die enorme Einsatzbereitschaft der Mitarbeitenden; für gute Kontakte zu Eltern und Familien; dass wir trotz massiver Einschränkungen unseren Auftrag noch wahrnehmen können.
Wir sind dankbar, wenn Sie uns auch künftig begleiten: in Ihrer Fürbitte um Schutz und Bewahrung für Mitarbeitende, Klienten und Angehörige; um Weisheit für Leitungskräfte und ihre Entscheidungen; für finanzielle Unterstützung, die wir dringender brauchen denn je; für Kraft und Zuversicht, damit wir die vor uns liegende Zeit der Ungewissheit durchstehen.